"Der Sport lehrt uns, ehrlich zu gewinnen und mit erhobenem Haupt zu verlieren. Der Sport lehrt uns also das Leben." Dieses Zitat von Ernest Hemingway war das Motto des 27. Balázs-Cups in Györ (Ungarn), an dem wir mit je einer E- und einer D-Jugend-Mannschaft der TSG Söflingen vom 31. März bis zum 5. April 2012 teilnahmen. Auf der Verlustseite des in jeder Hinsicht lehrreichen Turniers stehen bei uns einige Spiele, drei Bälle sowie ein Privat-Trikot, doch sind auf der Gewinnseite neben ein paar Spielen vor allem Weiterentwicklungen im spielerischen und kämpferischen Bereich ebenso wie im mannschaftlichen Zusammenhalt mit wertvollen Erfahrungen auf und neben dem Spielfeld zu verzeichnen. An einem internationalen Jugendturnier mit 95 Mannschaften aus Österreich, Tschechien, Kroatien, Deutschland, der Slowakei, Slowenien und Ungarn teilnehmen zu können, war ein Erlebnis mit bleibenden Erinnerungen, wie auch die Erfahrungsberichte unserer mitgefahrenen Spieler zeigen.
Am Samstag ging es los mit dem Bus, der bereits die ebenfalls an dem Turnier teilnehmenden Mädels aus Ottobeuren - mit denen verstanden sich unsere Jungs dem Alter entsprechend doch recht gut - abgeholt hatte und uns nun sicher über Passau und Wien nach Györ brachte. Dort nahmen wir Quartier in der zweisprachigen János-Arany-Grundschule, wo wir drei Klassenräume bezogen.
Nach einer bei der ganzen Aufregung und Spannung natürlich viel zu kurzen Nachtruhe und einem umfangreichen Frühstücksbuffet in der Schulkantine ging es nahezu zeitgleich mit den ersten Spielen für beide Mannschaften los. Dabei wurde bei 7 E-Jugend-Mannschaften im Modus "Jeder gegen jeden" gespielt, während die 15 D-Jugend-Mannschaften zunächst fünf Dreier-Gruppen bildeten und später dann in drei Fünfer-Gruppen gegeneinander spielten. Die E-Jugend trat gleich einmal gegen den derzeitigen Tabellenführer der österreichischen Liga aus Vöslau an und musste bei einem Endstand von 11:47 nach dreißig Minuten Spielzeit erkennen, dass bei diesem Turnier doch mit einem sehr hohen Niveau zu rechnen war. Außerdem sind unsere Jungs ja wegen des in Deutschland und insbesondere im HVW deutlich anderen Jugend-Handball-Konzepts das 6+1-Spiel nach internationalen Handballregeln nicht gewöhnt. Ähnliches gilt, wenn auch in abgemilderter Form, auch für die D-Jugend, die sich gegen die 6/0-Deckung des ungarischen Gegners vom gastgebenden Toldi DSE entsprechend schwer tat und sehr deutlich mit 10:24 verlor. Neben den abweichenden Spielsystemen war der entscheidende Unterschied zu unseren beiden Gegnern aber jeweils, dass diese von Anfang an und über die gesamte Spielzeit stets hellwach und konsequent mit Volldampf unterwegs waren und so unsere Jungs einfach überrannten. Dermaßen wachgerüttelt, zeigte unsere D-Jugend nach der Pause, die wir im sehr interessanten interaktiven Technikmuseum Mobilis verbrachten, in ihrem zweiten Spiel eine deutlich kämpferischere Einstellung und gewann gegen eine erkennbar unterlegene Mannschaft von Pitypang Budapest mit 21:5. Dies sollte aber der einzige leichte Sieg für unsere Teams in diesem Turnier bleiben, ab jetzt war harte Arbeit angesagt. Dies musste die E-Jugend erfahren, als sie in ihrem zweiten Spiel des Tages gegen die noch jüngere Mannschaft von Apor GYFKKA mit 17:25 unterlag.
Abends waren unsere Jungs dann einfach nur erledigt, und so haben leider nur einige wenige an der festlichen offiziellen Eröffnungsfeier teilgenommen. Hier gab es, fast wie bei Olympia, einen Umzug durch das Zentrum von Györ mit anschließendem Aufmarsch auf dem Marktplatz und danach eine sportlich kurze Begrüßungsansprache durch den Bürgermeister der Stadt sowie ungarische Tänze. Überhaupt war seitens des Veranstalters neben dem sportlichen Wettbewerb den Teilnehmern eine Menge geboten: Am Montag gab es die Gelegenheit, mit den Handballdamen des Audi ETO KC (immerhin Champions-League-Teilnehmer) und der Herrenmannschaft SZESE aus Györ Kontakt aufzunehmen und Autogramme zu ergattern, danach folgte noch ein Empfang für Trainer und geladene Gäste. Am Dienstag war dann Jugend-Disco angesagt. Auch sonst war das Turnier vorbildlich organisiert. Alle sieben über die Stadt verteilten Sporthallen wurden regelmäßig im 20-Minuten-Takt mit frei benutzbaren Sonderbussen angefahren, stets war ein (gutes) Schiedsrichtergespann vor Ort, und der Zeitplan der Spiele geriet nicht ein einziges Mal durcheinander. Der personelle Aufwand für dieses Turnier war sicher enorm, schließlich waren 95 Mannschaften unterzubringen, zu verköstigen (drei Mahlzeiten am Tag, davon zwei warm) und zu den Spielstätten zu befördern. Und gab es ein kleineres Problem irgendwo, wurde freundlich, schnell und unbürokratisch geholfen. Super!
Am Montag trat unsere D-Jugend gegen die kroatische Mannschaft aus Pécine an, die einfach in einer anderen Gewichtsklasse unterwegs war als unsere Jungs. Zudem ging sie hart zur Sache, wie Árons Wurfarm gleich am Anfang erfahren durfte, und einer unserer Gegner sah kurz darauf sogar die rote Karte. Das Spiel blieb sehr körperbetont und ging schließlich mit 11:17 verloren. Zeitgleich trat die E-Jugend gegen den Toldi DSE an. Auch hier gab es, trotz zwischenzeitlicher Führung, eine Niederlage, wenn sie auch zuletzt mit 21:24 recht knapp ausfiel. Am Nachmittag war die E-Jugend gegen Gárdonyi DSE mit 13:26 aber wieder ohne Chance. Dafür lief es für die D-Jugend dann optimal. Sie hatte sich mittlerweile auf das robustere und schnellere Spiel in dem Turnier eingestellt und zeigte im Spiel gegen den XVI. ker. KMSE nach vorne eine sehr gute Leistung. Hinten wurde gerackert und auch einmal beherzt zugepackt. Trotzdem blieb die Abwehr die Schwachstelle in unserem Spiel, zu oft kam der Gegner vorbei und frei zum Torwurf. Nur gut, dass Nico im Tor einen Sahnetag erwischt hatte und außerdem die Treffsicherheit der Ungarn insgesamt zu wünschen übrig ließ. So konnten wir uns am Ende über einen 13:12-Sieg freuen, den die Jungs mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung wirklich verdient hatten.
Am Dienstag hatten wieder beide Mannschaften je zwei Spiele. Die E-Jugend kassierte gegen Várpalotai Bányász SK, den späteren Turniersieger, eine 12:33-Niederlage und musste sich auch dem Tarjáni ÁMK mit 14:25 geschlagen geben. Die D-Jugend bekam vom späteren Turniersieger in ihrer Altersklasse und vorjährigen ungarischen Meister Bp. Honvéd-Pensió beim 8:29 eine Lehrstunde erteilt - unseren Jungs hat das Spiel trotz der Klatsche gefallen, die Überlegenheit des Gegners wurde neidlos anerkannt - und konnte auch beim 15:18 gegen Gárdonyi DSE nicht an die guten Leistungen des Vortags anknüpfen. Mit den Ergebnissen das Tages stand dann fest, dass die D-Jugend am letzten Turniertag um die Plätze 5 bis 8 und die E-Jugend um die Plätze 5 bis 7 spielen würde.
Die D-Jugend hatte sich vorgenommen, an diesem vierten Turniertag noch einmal alles zu geben und die beiden letzten Spiele zu gewinnen, doch dann verließen sie die Kraft und vor allem Mut und Selbstvertrauen. Unsere Jungs schafften es nicht mehr, mit den ungarischen Gegnern mitzuhalten, die mit unbedingtem Siegeswillen und letztem Einsatz auf das Feld kamen. Gelang es gegen Kökúti Sasok Tata noch, die Niederlage mit 11:19 im Rahmen zu halten, so war die "Rückspiel"-Niederlage in Höhe von 7:25 gegen den XVI. ker. KMSE sehr schmerzhaft. Ein wenig kam einem ein gewisses bekanntes Trappatoni-Zitat in den Sinn, vier anstrengende Turniertage hatten ihren Tribut gezollt. Trotzdem, Platz 8 von 15 Mannschaften bei einem stark besetzten internationalen Jugendturnier kann sich durchaus sehen lassen!
Die E-Jugend wollte am selben Tag ihre letzte Chance zu einem Sieg nutzen. Auch sie hatte ein Rückspiel, und zwar gegen den Toldi DSE. Unsere "großen E-Jugendlichen" zeigten ein ganz anderes Bild als noch zu Beginn des Turniers. Sie spielten eine (vor dem Turnier nie geübte) solide 6/0-Abwehr mit einer sehr kompakten Mitte und verdrängten auf diese Weise insbesondere den Spitzenspieler des gegnerischen Teams von dort auf die Außenposition. Im Tor stand dann noch Noah und zeigte neben 4 gehaltenen Siebenmetern noch manch andere Parade, und so trugen Einsatz und Kampfeswillen aller zuletzt Früchte in Form eines 22:18-Sieges. Das zweite geplante Spiel des Tages gegen den Apor GYFKKA konnte in der E-Jugend nicht ausgetragen werden, da dieser genau zu der Zeit das Endspiel um den Turniersieg in seiner angestammten Altersklasse (Minis) austragen musste (12:13 gegen Kökúti Sasok Tata verloren), sodass unsere E-Jugend ihr Spiel kampflos gewann und das Turnier also auf dem fünften Platz beendete. Prima gemacht!
Am Donnerstag machten sich unsere Teams erschöpft, aber sehr zufrieden und mit einer Menge an unschätzbaren neuen Eindrücken und Erfahrungen (sowie nicht mehr ganz frischen Trikots) im Gepäck auf den Heimweg. Noch ein Stau vor Günzburg, dann war die Rückfahrt geschafft.
Es war ein tolles Turnier! Wir wollen im Training konzentriert und mit viel Einsatz üben, damit wir dann im kommenden Jahr in Györ noch den einen oder anderen Sieg mehr erkämpfen können.
Es spielten in der E-Jugend: Ádám, Cornelius, Fabrice, Florin, Jonas N., Lukas, Marc, Marvin, Matteo, Max B., Noah K., Phillip.
Es spielten in der D-Jugend: Áron, Florian, Jan, Jonas H., Jonas J., Louis, Malte, Michael, Nick, Nico, Niklas K., Niko, Paul O., Paul S., Max W.
Eindrücke von der Fahrt mit Bildern in Originalgröße gibt es in einer kleinen Fotogalerie.
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